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Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung unverändert hoch – AWO fordert echte Reformen und Veränderungen

16.12.2014 „Die Zahl derer, die in unserem Land von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind, ist in den vergangenen fünf Jahren konstant hoch geblieben. Keinesfalls dürfen wir uns dahinter verstecken, dass der Anteil armer und sozial ausgegrenzter Menschen in der gesamten Europäischen Union mit 24,5 Prozent noch höher ist als in Deutschland“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler das heute vom Statistischen Bundesamt vorgestellte Ergebnis der Erhebung LEBEN IN EUROPA (EU-SILC).

16,2 Millionen Menschen waren in Deutschland im vergangenen Jahr von Armut und Sozialer Ausgrenzung betroffen. Dies entspricht 20,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. „Wir spüren immer deutlicher, dass der nationale Sozialstaat im gemeinsamen europäischen Binnenmarkt an seine Grenzen stößt. Die erzwungene Austeritätspolitik und eine zunehmende Konkurrenz der Sozialsysteme führen automatisch zu einem Sozialstaatsabbau und einer Zunahme von Ungleichheiten. Es ist dringend geboten, ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern“, betont Wolfgang Stadler.

„Was wir brauchen sind Reformen und Veränderungen, die direkt und unmittelbar allen Mitgliedern der Gesellschaft helfen, soziale Probleme und deren Auswirkungen zu überwinden. Investieren müssen wir nicht nur in Bildung und Betreuung, um so die gleichen Teilhabechancen für alle Kinder herzustellen“, so Stadler weiter. „Wir müssen uns auch für eine nachhaltige Arbeitsmarktpolitik stark machen, die Qualifizierungs- und Beschäftigungskonzepte im Interesse der Erwerbslosen vorsieht.“ Auch das System der Grundsicherung sei an mehreren Punkten zu überarbeiten: die Berechnung der SGB II-Regelbedarfe müsse neu angesetzt und um qualitative Erhebungen ergänzt werden und die Frage der Zumutbarkeit von Arbeitsangeboten für Arbeitsuchende müsse neu in den Blick genommen werden. „Nur mit solch einem Gesamtkonzept kann es gelingen, Ungleichheiten zu überwinden und den solidarischen Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken“, bekräftigt Stadler.

Die EU-SILC ist eine europaweit vergleichbare Datenquelle über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Europa. Ihre Erhebung wird in Deutschland seit 2005 unter der Bezeichnung LEBEN IN EUROPA durchgeführt. Armut und Soziale Ausgrenzung ist nach der Definition für die Erhebung dann gegeben, wenn eines oder mehrere der drei Kriterien „Armutsgefährdung“, „erhebliche materielle Entbehrung“ und „Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung“ vorliegen.