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Haushaltskürzungen: Rückschlag bei der Integrationsarbeit befürchtet - Brandenburger Verbände drängen auf Weiterentwicklung der Kita-Qualität

24.09.2021
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Potsdam
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Quelle: LIGA der Freien Wohlfahrtspflege - Spitzenverbände im Land Brandenburg
Die vom Regierungskabinett beschlossenen Einsparungen im Haushalt 2022 bedeuten vor allem für die Integrationsarbeit einen harten Rückschlag und bedrohen den notwendigen Fortschritt bei der Entwicklung der Kita-Qualität. „Die Kürzungen treffen die ganz Schwachen in der Brandenburger Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der Neuaufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan sind Kürzungen in diesem Bereich nicht zu verantworten. Gerade jetzt bedürfen diese Menschen unserer Hilfe“, sagt Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes Berlin e. V. und Liga-Federführung. „Große Sorge macht uns zudem, dass die notwendige Weiterentwicklung der Kita-Qualität ins Stocken zu gerät. Das darf nicht geschehen!“

Folgen der Kürzungen der Integrationsarbeit

Vorgesehen sind Kürzung in der Migrationssozialarbeit um 38 Prozent von 14,5 Mio. Euro auf 9 Mio. Euro. Das sind etwa 75 Vollzeitstellen weniger für Beratung, Gemeinwesenarbeit oder spezielle Angebote in der Jugend- und Sozialarbeit an Schulen oder in Frauenhäusern. In den vergangenen Jahren wurden in der Migrationssozialarbeit zahlreiche Menschen mit Fluchterfahrung dabei unterstützt, in Brandenburg eine neue Heimat und Arbeit zu finden. Der Zuzug und die Ausbildung von Arbeits- und Fachkräften bleiben jedoch wesentlich für die Brandenburger Wirtschaft, in der in vielen Bereichen Beschäftigte fehlen. „Es macht ökonomisch keinen Sinn, an der Integrationsarbeit zu sparen. Jeder Euro, der bei den Mitteln der ‚Migrationssozialarbeit II‘ gekürzt wird, führt langfristig zu deutlich höheren Kosten, bspw. für die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Die Brandenburger Verbände fordern deshalb entschieden, dass ‚MSA II‘ erhalten bleibt“, erklärt Andreas Kaczynski, Vorstandvorsitzender des Paritätischen Landesverbandes e. V..

Geplant ist außerdem der vollständige Wegfall der Integrationspauschale. Dieses „Integrationsbudget“ wird an die Kommunen ausgereicht und dient der Finanzierung gezielter regionaler und lokaler Angebote. „Der Wegfall der Integrationspauschale bedeutet für die Integration in Brandenburg einen herben Rückschritt. Die vielen guten Projekte unserer Träger können ohne diese Mittel nicht weitergeführt werden. Das bedroht auch das soziale Miteinander in Städten und Gemeinden“, sagt Andrea Asch, Vorständin Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.. „Migration und Integration wird ein dauerhaftes Thema bleiben. Gerade angesichts der aktuellen Situation in Afghanistan steht das Land weiter in der Pflicht, seinen Beitrag für die humanitäre Hilfe und Integration für Menschen aus Krisenregionen zu leisten.“

Weiterentwicklung der Kita-Qualität gefordert

Durch die Entscheidung, die Umsetzung der nächsten Stufe der Elternbeitragsfreiheit zurückzustellen, sieht die LIGA das Land umso mehr gefordert, die Kostenbeteiligung landeseinheitlich zu regeln. „Diese Regelungen müssen nachvollziehbar sein, hinlänglich die Kriterien der Sozialverträglichkeit berücksichtigen und sicherstellen, dass sich die Beiträge an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Eltern orientieren,“, sagt Anne Baaske, Geschäftsführerin des AWO Landesverband Brandenburg e.V.. „Nur so sind die aktuell wieder zunehmenden Konflikte um die Regelungen der Elternbeiträge zwischen Kommunen, Eltern und freien Trägern aufzulösen.“ Darüber hinaus dürfen klamme Kassen nicht dazu führen, dass die dringend erforderliche Weiterentwicklung der Kita-Qualität nur halbherzig erfolgt. „Die Wirkung der geplanten und ausschließlich aus Bundesmitteln finanzierten Personalschlüsselverbesserung von 1:5 auf 1:4,65 im Krippenbereich wird verpuffen,“ befürchtet Baaske und betont, dass die LIGA an der Forderung festhält, der Stärkung der Kita-Leitungen Priorität einzuräumen.

Kleine Kürzungen mit großer Wirkung in der Familienförderung

Vermeintlich geringe Kürzungen in der Familienförderung – und hier insbesondere bei der Unterstützung für Alleinerziehende – bedeuten einen deutlichen Rückschritt in der Bekämpfung von Kinderarmut. „Der Wegfall einer erst 2019 geschaffenen Stelle beim Verband der Selbsthilfegruppen für Alleinerziehende bedeutet das Aus für die Stärkung von Einelternfamilien“, erklärt Andreas Kaczynski in seiner Funktion als Vorsitzender der Landesarmutskonferenz. „Hier wird einmal mehr bei den Schwachen in unserem Land gekürzt. Dabei hat sich die Landesregierung doch nach eigenem Bekunden die Bekämpfung von Kinderarmut oben auf die Agenda gesetzt.“