AWO Brandenburg e.V.

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Informationen

16.06.2023
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Meran - Südtirol
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Quelle: Jugendarbeit Ahrensfelde
Akku leer?! – Fachkräfte der Jugendarbeit auf dem Weg zu mehr Energiebewusstsein
Keine Frage, Energie ist ein großes Thema und die bereits existierenden Krisen um Ressourcen werden uns auch in Zukunft begleiten. Davon ausgehend entstand in Belgien eine Projektidee: „Wie kann es Fachkräften der offenen Jugendarbeit gelingen, Jugendliche zur Auseinandersetzung mit Energiefragen zu motivieren und sich aktiv mit Handlungsoptionen zu befassen, die unsere kostbaren Energieressourcen und somit unsere Umwelt schonen?“, das fragte sich der Initiator der strategischen Partnerschaft dreier EU-Länder – Werner Kalff von der OJA Eupen und begeisterte damit auch Partner aus Deutschland und Südtirol.

Das EU Programm Erasmus+ ermöglicht es, in sogenannten kleinen strategischen Partnerschaften, neue Methoden in verschiedenen Bereichen zu entwickeln. Gemeinsam mit der Jugendarbeit Ahrensfelde (mit insgesamt 4 Jugendfreizeiteinrichtungen) in Trägerschaft des AWO Kreisverband Bernau e.V. (bei Berlin) und dem Jugendzentrum Naturns in Südtirol geht die OJA Eupen diese Herausforderung seit Januar 2023 an.
Im Projektzeitraum von 18 Monaten sensibilisieren sich die Fachkräfte der Jugendarbeit aus den drei Ländern für das Thema, um anschließend gemeinsam mit den Jugendlichen Wege zu finden, sparsam mit Energie umzugehen. Jede Partnerorganisation ist aufgefordert, eigene Ansätze und Methoden dazu zu entwickeln und auszuprobieren, die in ihren jeweiligen Sozialräumen ihre Zielgruppen erreichen. Die ersten Kontaktaufnahmen zwischen den Partnerorganisationen wurden über Videokonferenzen realisiert.
Im Juni fand der erste Fachkräfteaustausch in Südtirol statt. Neben der Auseinandersetzung mit dem Projektthema stand hier auch das Kennenlernen der verschiedenen Strukturen der Jugendarbeit auf dem Programm, die bei der Wahl der Methoden für die einzelnen Partner von Bedeutung sind. „Welche Finanzierungsgrundlagen gibt es in den Partnerländern? Wie sind diese gesichert? Welche Zielgruppen werden angesprochen? Wie sind rechtliche und strukturelle Rahmenbedingungen vor Ort? Welche Anforderungen werden an Ausbildung und Erfahrung der Fachkräfte gestellt? All das sind Fragen, die bei der Einordnung der Machbarkeit unterschiedlicher Ansätze helfen“, da ist sich Kalff sicher.
Die südtiroler Partner haben den belgischen und deutschen Partnern Einblicke in ihre Angebote rund um Naturns gewährt und spannende, innovative sowie zukunftsweisende Projekte vorgestellt, die bereits jetzt Themen der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung aufgreifen.
Da in Südtirol vor allem die Wasserkraft für die Stromerzeugung eingesetzt wird, stand ein Besuch des Kraftwerkes Naturns auf dem Programm. Hier konnten sich die Fachkräfte der Jugendarbeit von der Kraft des Wassers überzeugen und erhielten interessante Informationen über die Art und Weise der Stromproduktion. Photovoltaik-Anlagen werden vermehrt auf Gebäuden installiert, obwohl dies früher aus ästhetischen Gründen nicht erlaubt war. Eine Entwicklung, die auch die anderen Partnerländer bestätigen können. Die Windräder haben dagegen in Südtirol noch keine Chance, weil sie nach Meinung der Entscheidungsträger nicht in das Landschaftsbild passen. Strom aus Atomenergie wurde seitens der italienischen Bevölkerung abgewählt. Ein erster Schritt für klimabewusste Stromversorgung. Jedoch zählt Italien nach wie vor zu einem großen Importeuer von Atomenergie aus anderen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich.
In einem weiterem Arbeitstreffen befasste sich das Fachkräfteteam, bestehend aus jeweils vier Vertreterinnen und Vertretern der drei Länder mit dem Einsatz von Klimakoffern. Werner Ausserer von der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt erklärte den Einsatz der Koffer in Südtirol und die Kooperation mit den Gemeinden und Schulen. Es wurden Ideen, wie zum Beispiel der spielerische Einsatz über „Wetten, dass ihr es nicht schafft, Euren Stromverbrauch in der Schule um 10 % zu reduzieren?“ besprochen. Diese und andere spielerische Ansätze wären in der Jugendarbeit denkbar, um Kinder und Jugendliche zum Einsparen von Strom, Heizenergie und Wasser zu motivieren. Sarkany Wetzels von der OJA Eupen zeigte schließlich die Unterschiede zum Klimakoffer in Belgien und berichtete, dass nach Aussage ihrer Gemeinde noch nicht die gewünschte Nachfrage besteht. Methodenkoffer und Arbeitsmaterial in deutscher Sprache gibt es jedoch bereits in vielfacher Ausfertigung frei verfügbar im Netz.
Alle Partnerorganisationen haben bereits erste praktische Umsetzungsideen entwickelt. Diese reichen vom autarken Bewässerungssystem mit Solarenergie über den Einsatz von Smoothiebikes und Fahrradkino bei Veranstaltungen und in Schulprojekten bis hin zu Ladestationen für das Smartphone mit Einsatz von Körperenergie und den Bau einer E-Bike-Ladestation mit Solarpaneelen. Einige Projekte sind nur mit Unterstützung realisierbar und erfordern weitläufige Abstimmungen und bürokratische Hürden. Diesen Herausforderungen stellen sich die Partnerorganisationen noch bis Ende Juni 2024.
Bereits jetzt lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen, die für den weiteren Verlauf und Erfolg des Projektes entscheidend sein können. „Jugendliche konsumieren häufig Strom, ohne sich Gedanken zu machen, woher dieser Strom kommt. Sie nutzen Suchmaschinen und Streamingdienste, ohne Bewusstsein, dass nicht nur ihr Smartphone in diesem Moment Strom verbraucht, sondern auch die Server der Dienstleister, die im Hintergrund laufen“, stellt Werner Kalff rückblickend fest. „Die Jugendlichen interessieren sich einerseits für den Erhalt ihrer Umwelt und den Einsatz erneuerbarer Energien, haben aber wenig Kenntnisse dazu. Hier müssen wir in allen Partnerländern niederschwellige Ansätze entwickeln“, so Kalff weiter.
Im weiteren Verlauf des Projektes wird es regelmäßige Videokonferenzen zum Erfahrungsaustausch geben. An den einzelnen Vor-Ort-Projekten der Partnerorganisationen werden im besten Fall junge Menschen teilnehmen. Einige von ihnen sollen die Möglichkeit erhalten, in einer Videokonferenz von ihren gemachten Erfahrungen zu berichten, die Projekte zu bewerten und Methoden zu benennen, die sie als Betroffene selbst für geeignet halten, Jugendliche mit diesem Thema zu gewinnen. Sie werden so aktiv bei der Weiterentwicklung der Methoden eingebunden und können an diesem Prozess partizipieren. „Es bleibt zu beachten, dass die Freiwilligkeit zur Teilnahme an den Projekten Chance und Hürde zugleich ist, wenn wir uns mit Jugendlichen zu einem anspruchsvollen Thema wie diesem auseinandersetzen“, schildert Evelyn Spechtenhauser vom JuZe Naturns (Südtirol) die Herausforderungen des Projektes.
Im Frühjahr 2024 wird dann ein Abschlusstreffen in Ahrensfelde stattfinden, wo die Best-Practice-Ideen vorgestellt werden. Eine Übertragung auf weitere Strukturen der Jugendarbeit in den Partnerländern ist angedacht.

Zugeordnete Einrichtung

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