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AWO lehnt Vorschlag Bahrs zur Privaten Krankenversicherung ab

27.08.2013 „Hier wird uns wieder mal eine Wahlfreiheit vorgegaukelt, die keine ist“, lehnt AWO Vorstandsmitglied Brigitte Döcker den heute öffentlich gewordenen Plan von Bundesgesundheitsminister Bahr zur Öffnung der Privaten Krankenversicherungen für Jedermann ab. Besonders der Vorschlag, dass alle Versicherten ihre Rechnungen erst einmal selber bezahlen sollten, verspottet nicht nur Geringverdiener. „Herr Bahr sollte wissen, dass die Mehrheit der Bürger mal nicht eben mehrere hundert Euro auf den Tisch legen kann“, erklärt Döcker. 

Bahrs Vorschlag am Ende der Legislaturperiode überrascht. War bisher die Frage, wie man die Gesetzliche Versicherung zukunftsfähig machen kann – also eine vernünftige Einnahmebasis schafft, um die Ausgaben in einer älter werdenden Gesellschaft zu stemmen, scheint für Herrn Bahr die Frage am wichtigsten zu sein, wie die Private Krankenversicherung (PKV) zu retten ist. „Das Solidarsystem in der Gesundheitsversorgung würde damit endgültig kippen“, ist Döcker überzeugt. Zudem würden Menschen mit Vorerkrankungen oder Behinderung diskriminiert, denn sie hätten bei den Privaten kaum eine Chance aufgenommen zu werden.

Die Argumente Bahrs: Mehr Wettbewerb und die Möglichkeit einer stärkeren Transparenz der Leistungserbringung durch Rechnungsstellung überzeugen ebenfalls nicht. So könnten gesetzlich Versicherte bereits heute eine Rechnung für ärztliche Leistungen erhalten, wovon aber kaum Gebrauch gemacht wird. Zum anderen ist Wettbewerb nur gut, wenn er über Qualität und nicht über Preise geführt wird. Bisherige Erfahrungen zeigen aber, dass Versicherte vor allem häufig auf die Höhe des Tarifes achten und ihnen sehr viel weniger transparent ist, wie gut die Versorgung qualitativ ist, also z.B. welche Modelle der integrierten Versorgung ihre Versicherung anbietet. So stünde auch hier zu befürchten, dass die Tarife der Anbieter letztlich den Ausschlag für die Wahl der Versicherung geben. „Anstatt ein nicht funktionierendes System reparieren zu wollen, sollte der Bundesgesundheitsminister mit der Bürgerversicherung ein solidarisches, generationengerechtes und nachhaltiges Konzept für die Krankenversicherung einführen“, fordert Döcker abschließend.