Auf „Hilfe zur Erziehung“ (HzE) haben Erziehungsberechtigte und Kinder Anspruch, wenn die für das Kindswohl erforderliche Erziehung nicht bzw. nicht mehr gewährleistet ist. Dies gilt für alle Kinder, die sich in Deutschland aufhalten, gleichermaßen und wird durch entsprechende EU-Richtlinien unterstrichen. Gegenwärtig kann der Mindestbedarf an Schutz und Versorgung für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen, die durchweg als traumatisiert gelten müssen, nicht immer ausreichend gedeckt werden, weil die Kapazitäten fehlen. „Kindernot – dazu gehört auch die seelische Not – toleriert keinen Aufschub“, betont der AWO Bundesvorsitzende. Deshalb fordert die AWO u.a.: den sofortigen Ausbau von kindgerechter Unterbringung von unbegleiteten Minderjährigen von Beginn an außerhalb von massenhaften Erstaufnahmeeinrichtungen, die Sicherstellung von Gewaltschutz für Mädchen und junge Frauen, ausreichende und geschlechtergetrennte hygienische Einrichtungen, die sprachliche Fürsorge und eine behutsame, rund um die Uhr erfolgende Betreuung, die für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ebenso unverzichtbar ist wie für deutsche Kinder, die in Obhut genommen werden.
HzE erfüllen neben der individuellen, unverzichtbaren Unterstützungsfunktion einen entscheidenden Betrag zum Erhalt der gesellschaftlichen Stabilität. Deshalb müssen vorrangig die Ursachen für die Hilfebedarfe in den Blick genommen und fachlich bewertet werden. Ein grundlegendes Problem sieht Stadler allerdings im Fachkräftemangel. „Personelle Übergangshilfen sind keine wirkliche Lösung. Sie müssen umgehend durch Fachpersonal ersetzt werden.“ Hier ist auch an berufs- bzw. tätigkeitsbegleitende Qualifizierungsmöglichkeiten zu denken, die in Regelabschlüsse münden sollten.
Eine weitere Herausforderung stellt die Abbruchquote bei stationären Maßnahmen dar, die bei 58 Prozent liegt. Dies könne nur durch weitere Verbesserung der Qualität, z.B. durch sozialpsychologisch u.ä. orientierte Clearingverfahren und eine ausreichende personelle Ausstattung zum Positiven verändert werden. „In der Jugendhilfe wird noch immer zu oft von der Kostenseite her gedacht und gehandelt. Das individuelle Wohl der Kinder und Jugendlichen muss wieder viel stärker im Vordergrund stehen“, betont der AWO Bundesvorsitzende abschließend.