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AWO fordert: Entwicklung zum Niedriglohnland stoppen

25.07.2013 Deutsch, männlich und mit einer abgeschlossene Berufsausbildung – das sind nach einer heute veröffentlichten europäischen Vergleichsstudie des IABs (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) die Hauptkriterien, um in Deutschland kein Niedriglohnverdiener zu werden. „Wenn das die Voraussetzung für gute Bezahlung und sichere Arbeitsbedingungen sind, dann schließen wir einen großen Teil unserer Bevölkerung komplett aus“, kritisiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler den Fakt, dass rund ein Viertel aller Beschäftigten - größtenteils Frauen - in Deutschland im Niedriglohnbereich tätig sind und damit weniger als 9,54 Euro brutto pro Stunde verdienen. „Wir brauchen die notwendigen politischen Rahmenbedingungen, damit nicht noch mehr Menschen im Niedriglohnbereich arbeiten müssen“, erklärt Stadler. Dazu gehörten die Schaffung von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen und eine gesetzliche Begrenzung des Niedriglohnbereichs.

Gründe für die niedrigen Löhne sieht das IAB in der steigenden Zahl der Minijobber, der grundsätzlich schlechteren Bezahlung von Frauen, der Zunahme befristeter Beschäftigungsverhältnisse und geringer Einstiegsgehälter. „Da beispielsweise aus einem Minijob nur in den seltensten Fällen eine reguläre Beschäftigung wird, zahlen im Alter die Betroffenen, denen Rentenansprüche fehlen und die Gesellschaft, die für Sozialleistungen aufkommen muss, die Zeche“, moniert Stadler weiter. Für Frauen wäre es ein zusätzlicher Nachteil, dass sie besonders häufig soziale Berufe ausüben, die in der Regel schlechter vergütet werden, als eher männlich besetzte Branchen.

Laut IAB-Studie handelt es sich in Deutschland um 32,4 Prozent der Frauen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn - Frankreich (13,2 Prozent), Dänemark (10,5 Prozent) oder auch Großbritannien (25,8 Prozent) – stellt Deutschland das Schlusslicht dar.