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Kinder mit Migrationshintergrund selten in Kinderbetreuung

06.02.2012 „Eine frühzeitige Betreuung ist insbesondere für den Spracherwerb wichtig“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die am vergangenen Donnerstag bekanntgegebenen Zahlen zur Kinderbetreuung von Kindern mit Migrationshintergrund. 

Demnach wird nur jedes siebente Kind unter drei Jahren (14 Prozent), das einen Migrationshintergrund hat, in einer Kita oder von einer Tagesmutter betreut. Die Quote bleibt damit deutlich hinter der von Kindern ohne Migrationshintergrund (30 Prozent) zurück. „Die Zahlen zeigen, dass der ab nächstem Jahr geltende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr richtig und wichtig ist. Dann haben viel mehr Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder in einer Kita oder in der Kindertagespflege betreuen und fördern zu lassen“, betont Stadler und fügt hinzu: „Das schafft gerechte Bildungsvoraussetzungen für alle Kinder.“
„Der Handlungsbedarf ist riesig und er ist dringend“, erklärt der AWO Bundesvorsitzende. Erst kürzlich wurde festgestellt, dass jedes dritte Vorschulkind eine Sprachentwicklungsstörung hat*. Die Schulleistungsstudien PISA und IGLU haben belegt, dass neben dem Migrationshintergrund, die soziale Herkunft in Deutschland eine entscheidende Rolle für die Bildungschancen von Kindern spielt. „Die Quote der Kinder, die in Hartz-IV-Familie aufwächst, mag zuletzt minimal gesunken sein, doch wenn in Berlin 36 Prozent oder in Gelsenkirchen 40 Prozent aller unter 3-jährigen in Hartz-IV-Familien aufwachsen, ist das eine Katastrophe. Diesen Familien müssen Angebote gemacht werden. Jeder Euro, der in die frühe Förderung der Kinder investiert wird, zahlt sich später aus“, ist sich Stadler sicher.
Er sieht das Kernproblem im schleppenden Ausbau der U3-Betreuung, der zumeist an der Finanzierung scheitert. „Gerade die klammen Kommunen haben oft kaum Mittel, um in die notwendige Förderung der Kinder zu investieren. Bund, Länder und Kommunen müssen an einen Tisch, damit alle Kinder die gleichen Bildungschancen bekommen, denn Bildung verhindert Armut“, betont der AWO Bundesvorsitzende.
In diesem Zusammenhang warnt der AWO Bundesvorsitzende vor der Einführung des geplanten Betreuungsgeldes. „Es steht im Widerspruch zu allen bildungs- und migrationspolitischen Zielen unserer Zeit“, kritisiert Stadler.

*Barmer GEK Arztreport 2012