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Frauen- und familienfeindliches Deutschland

18.12.2012 Die OECD hat in einer aktuellen Studie bestätigt: Deutsche Frauen sind am Arbeitsmarkt besonders benachteiligt. „Diese Entwicklung kennen wir seit langem und es passiert bei den politisch Verantwortlichen leider nichts, um diese Entwicklung zu stoppen“, so der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler.

Der Untersuchung zufolge verdienen Frauen weiterhin deutlich weniger als Männer, auch in vergleichbaren Positionen. Zwar arbeiten immer mehr Frauen, jedoch nur in Teilzeit und Minijobs. „So ist es auch kein Wunder, dass am Ende eine äußerst niedrige Rente steht, von der niemand leben kann“, betont Stadler.

Die AWO fordert einen überfälligen Politikwechsel durch echte Reformen: „Wir brauchen nicht nur Entgeltgleichheit und diskriminierungsfreie Tarifverträge, sondern auch eine verbindliche Quotenregelung, um einen neuen Weg einzuschlagen“, so Stadler. Gefragt seien zudem Arbeitszeitmodelle, die auch die Ausübung anspruchsvoller Tätigkeiten mit Familienaufgaben in Einklang bringen. „Dies würde es für junge Paare möglicherweise auch leichter machen, dem Wunsch nach Gründung einer Familie nachzugehen.“ Kürzlich hatte in diesem Zusammenhang eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung vor allem die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft als Grund für die sinkenden Geburtenraten noch einmal eindringlich herausgestellt.

„Jenseits aller wirtschaftlichen Argumente: Die Gleichstellung der Geschlechter ist eine zentrale Frage der Gesellschaft und sie muss endlich ernsthaft gelöst werden“, fordert der AWO Bundesvorsitzende. „Umso erforderlicher ist dabei die Rücknahme von Anreizen, die das alte Rollenmodell in Familien zementieren“, so Stadler weiter. Das Ehegattensplitting, das die geringer Verdienenden beim Steuerabzug schlechter stellt, müsse abgeschafft werden. Im bisherigen Steuer- und Sozialsystem lohne eine volle Berufstätigkeit von Frauen selten. Das wiederum führe auf Arbeitgeberseite dazu, Vorbehalte gegenüber jungen Bewerberinnen zu haben, da diese somit ein potenzielles Ausfallrisiko darstellen.

„Der so häufig und absolut zu Recht geforderte Ausbau der Kinderbetreuung ist nur einer der notwendigen Schritte zur Gleichbehandlung von Mann und Frau. Mindestens genauso wichtig ist es, dass Politik, Staat und Gesellschaft endlich die Gleichstellung von Mann und Frau anerkennen und im Alltag leben“, fordert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler.

Quelle: AWO Bundesverband