Positiv zu bewerten ist aus Sicht der AWO, dass mit dem jetzt vorgelegten Begutachtungsinstrument die strukturelle Ungleichbehandlung von somatischen und kognitiven Beeinträchtigungen abgeschwächt werden könnte. Ob sie sich aufheben lässt, wird der Praxiseinsatz zeigen müssen. Auch die über Jahre kritisierte Einstufungspraxis bei pflegebedürftigen Kindern konnte durch Überarbeitungen des Erhebungsinstrumentes deutlich verbessert werden, wodurch das Risiko von Benachteiligungen durch Fehleinstufungen vermindert werden konnte.
Dass der erhoffte Paradigmenwechsel in der Pflege ausblieb, liegt nach Meinung Döckers daran, dass die gesamte Beiratsarbeit zu stark davon geprägt war, am Status Quo des gegenwärtigen Finanz- und Leistungsrahmens der Pflegeversicherung festzuhalten. „Bisherige Leistungen hätten auf den Prüfstand gestellt und durch zukunftsweisende innovative Versorgungsansätze ersetzt werden müssen“, kritisiert Döcker. Darüber hinaus sei die Absicht, Teilhabeleistungen zu stärken zu theoretisch geblieben. Dadurch würden Menschen mit Pflegebedarf hinsichtlich ihres Teilhabeanspruchs auch weiterhin benachteiligt.
Ein Paradigmenwechsel wäre nur unter Beachtung gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und einer daran angepassten Neuausrichtung von Versorgungsstrukturen in der Pflege und darüber hinaus möglich gewesen. Dafür bräuchte es ein zukunftsweisendes Gesamtkonzept und die Erkenntnis, dass die Investition in Pflege für die Würde einer Gesellschaft sehr bedeutsam ist. Diese Grundlagen fehlen aber in dem jetzt vorgelegten Abschlussbericht.